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Pflegende senden ein SOS an die Politik
Etwa 500 Menschen aus der Pflege verschafften sich auf dem Hamburger Rathausmarkt mit Plakaten, Transparenten und Trillerpfeifen lautstark Aufmerksamkeit. Mit dabei waren vier Kurse mit Auszubildenden und Lehrkräften von unserer Ev. Berufsschule für Pflege. Am internationalen Tag der Pflegenden am 12. Mai hatte die Hamburgerische Pflegegesellschaft (HPG), ein Zusammenschluss der Hamburger Wohlfahrtsverbände, zu einer Aktion und Kundgebung aufgerufen, um auf die unhaltbare Situation in der Pflege aufmerksam zu machen. Ihre Forderungen: ein schnelleres Handeln der Politik, faire Arbeitszeiten, höhere Bezahlung und Menschen aus anderen Ländern leichter als Pflegende gewinnen zu können.
Die Pflege ist selbst ein Pflegefall
Erste Rednerin war Michelle Wilhelm. „Wir müssen einem Drittel der Pflegekunden absagen, weil wir so schlecht besetzt sind“, sagte die Teamkoordinatorin der ambulanten Pflege bei der Elbdiakonie Hamburg. „Manche haben vorher schon vier oder fünf Pflegedienste abgeklappert. Unter meinen Kolleginnen und Kollegen herrscht eine große Dauermüdigkeit und das bedeutet ein hohes Fehlerpotenzial. Es kommt zu Konflikten. All das erschwert uns die Arbeit ungemein. Ich habe viele Kollegen mit Burnout gehen sehen. Die Zustände sind einfach unhaltbar! Die Pflege muss endlich das Ansehen bekommen, das sie verdient.“
Es gibt einen eklatanten Mangel an Pflegekräften
Anschließend trat Kristin Alheit ans Mikrofon. „Wenn Politik und Gesellschaft nicht aufwachen, wird es in Zukunft kaum noch Menschen geben, die uns und unsere Angehörigen pflegen“, warnte die Geschäftsführerin des Paritätischen Wohlfahrtverbandes Hamburg und Vorstand der Hamburgischen Pflegegesellschaft. „Es braucht daher dringend wirksame Maßnahmen gegen den Personalmangel und bessere Rahmenbedingungen für die Pflege, damit jetzige Pflegekräfte in der Pflege bleiben und neue gewonnen werden können.“
Die Politik muss Pflege priorisieren
Wenn es so weiterginge, würden im Jahr 2035 In Hamburg voraussichtlich mehr als 100.000 Menschen pflegebedürftig sein und mindestens 13.000 Pflegekräfte fehlen, prognostizierte Kristin Alheit. Daher sei die Politik nun dringend gefordert, das Thema zu priorisieren.
Beide Rednerinnen bekamen viel Beifall und Zwischenrufe aus dem Publikum bestätigten ihre Forderungen. Als konkrete Maßnahmen fordert die HPG neben weiteren Kraftanstrengungen zur Beseitigung des Personalmangels eine koordinierte Anwerbung ausländischer Pflegekräfte, eine Entbürokratisierung der Pflege und einen Ortzuschlag für Pflegekräfte, um die Attraktivität des Berufs in einer teuren Stadt wie Hamburg weiter zu erhöhen.