Nachrichten
Neues Wohnhaus für Menschen mit psychischen Erkrankungen
Im Hummelsbütteler Weg 86 entsteht ein neues Wohnhaus für Menschen mit psychischen Erkrankungen. Das jetzige Gebäude war bisher das Zuhause für rund 30 Bewohner*innen mit psychischen Erkrankungen, die hier in mehreren Wohngruppen betreut lebten. Sie zogen Mitte Februar aus und können später in den Neubau zurückkehren.
Das bisherige Gebäude aus den 60er Jahren ist nicht sanierbar und wird abgerissen. „Wir nutzen die Chance und bauen größer. Wir leisten einen Beitrag zum Ausbau dieser dringend benötigten Wohnangebote und nutzen die Gelegenheit, unser Betreuungskonzept weiterzuentwickeln“, sagt Dr. Andreas Theurich, Vorstand der Stiftung Das Rauhe Haus. „In dem Wohnhaus wird es ein neues Angebot geben: ein geschützter Bereich mit zehn Plätzen für Menschen, die einen besonderen Schutz- und Betreuungsbedarf haben, z.B. aufgrund einer akuten Suizidgefährdung. Eine intensive Betreuung rund um die Uhr unterstützt sie dabei, sich zu stabilisieren.“
Eine Sanierung sei weder aus finanzieller, noch aus baulicher und energetischer Sicht machbar, so Dr. Andreas Theurich weiter. „Das neue Wohnhaus bauen wir nach aktuellen Standards nachhaltig und barrierefrei.“ Die Bauzeit wird voraussichtlich zwei Jahre betragen. Die Nachfrage nach betreuten Wohnangeboten für Menschen mit psychischen Erkrankungen sei groß, erklärt der Vorstand, es gebe zu wenige solcher Wohnangebote in Hamburg. So werden Menschen mit psychischen Erkrankungen oft in Einrichtungen in anderen Bundesländern untergebracht und verlieren damit ihr vertrautes Umfeld.
Im barrierefreien Neubau entstehen Einzelzimmer mit Bad für insgesamt 34 Bewohner*innen sowie jeweils Gemeinschaftsräume für jede Wohngruppe. Ein Multifunktionsraum im Erdgeschoss ist zum Stadtteil hin geöffnet und kann für Veranstaltungen genutzt werden. Das Haus am Standort Hummelsbüttel versteht sich als ein Ort, wo jede*r so lange wohnt, wie er oder sie diesen Rahmen braucht. Das Team berät und unterstützt auch beim Umzug in eine eigene Wohnung. So bleiben einige der Bewohner*innen nur für wenige Monate oder Jahre, andere deutlich länger.
Das Haus wurde im Jahr 1966 als damals hamburgweit erste Übergangswohneinrichtung für Menschen mit psychischen Erkrankungen vom Landesverband der Inneren Mission, Kirchenkreis Alt-Hamburg, eröffnet, zunächst noch mit Zwei- und Dreibettzimmern. Später hatte jede Bewohner*in ein eigenes Zimmer in einer der vier Wohngruppen oder in einem Einzelapartment. Das Rauhe Haus übernahm 1992 die Trägerschaft. Mit den kleinen Einzelzimmern und Gemeinschaftsbädern entsprach das Gebäude jedoch nicht mehr den aktuellen Anforderungen. Deshalb investiert die Stiftung jetzt rund 9,7 Millionen Euro in den Neubau.
Viele Bewohner*innen waren durchaus traurig, hier auszuziehen. „Ich danke dem Haus, es war immer gut für mich, ein guter Ort. Ich habe hier Freundinnen und Freunde gefunden“, sagt Gabriele Baaske, die über 30 Jahre in Hummelsbüttel wohnte. Ein Mitbewohner fügt hinzu, er werde das Bistro mit dem Blick auf Garten und Wald vermissen. Er ist noch skeptisch, wie das Wohnen im Wichern-Haus in Horn für ihn sein wird. Für Edda Kütemeier steht mit Blick auf ihr neues Zuhause auf dem Stiftungsgelände fest: „Das wird auch nett dort!“
Zur Stiftung Das Rauhe Haus gehören neben der Sozialpsychiatrie die Stiftungsbereiche Kinder- und Jugendhilfe, Teilhabe mit Assistenz, Pflege sowie die allgemeinbildende Wichern-Schule, die Ev. Berufsschule für Pflege und die Ev. Hochschule für Soziale Arbeit & Diakonie. Das Rauhe Haus ist an rund 100 Standorten in Hamburg und im südlichen Schleswig-Holstein zu finden.