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Immer wieder das Gespräch mit jungen Menschen suchen
In der Schulkapelle brannten noch etliche Kerzen, die Schülerinnen und Schüler zuvor in der großen Pause für den Frieden angezündet hatten. In dem runden Raum traf Bischöfin Kirsten Fehrs Schülerinnen und Schüler aus der S4, die in diesem Jahr Abitur machen, und aus der 10. Klasse des Gymnasiums. Sie hatten im Vorwege für das Gespräch, das am 29. März stattfand, einen Fragenkatalog erarbeitet: zur aktuellen Situation des Kriegs in der Ukraine, zu eigenen Themen, die gerade unter den Nägeln brennen, und auch zu den Aufgaben einer Bischöfin.
Ganz schnell war zu spüren, dass es allen sehr ernst war mit den Themen. Angefangen mit den Fragen zum Krieg in der Ukraine sagte Kirsten Fehrs: „Ich hatte nicht geglaubt, dass es zu einem Angriffskrieg auf die Ukraine kommt. Ich bin schockiert, wie brutal das russische Militär von Beginn des Krieges an zivile Ziele bombardiert hat.“ Sie erzählte, wie sie gleich zu Beginn eine Friedensandacht gemeinsam mit ukrainischen und russischen Menschen gehalten hat. „Wenn ich für Menschen bete, dann setze ich mich für sie ein. Ich verbinde mich mit den anderen Menschen.“
Wie geht man mit der Ohnmacht um, war eine von vielen Fragen in Bezug auf die aktuelle Situation, wenn man doch eigentlich den Krieg sofort beenden möchte. Bischöfin Fehrs erläuterte: „Es gibt im Moment für uns keine Lösung, bei der wir ohne Schuld rauskommen. Wir wissen, dass Gewalt eine Spirale der Gegengewalt provoziert. Doch wir können die Menschen auch nicht schutzlos den Bomben ausliefern. Die tapferen Menschen in der Ukraine, die Widerstand leisten, verteidigen auch unseren Frieden.“ Fehrs weiter: „Ich fühle mich zerrissen und man spürt die Unruhe der Gesellschaft.“
Wie ein roter Faden zog sich durch die Begegnung das Thema des Dialogs. Wie gelingt etwa die Begegnung mit Menschen beispielsweise der russisch-orthodoxen Kirche, deren Führung die Regierung unterstützt und deren Propaganda übernimmt - - geht man in die Konfrontation oder sucht man ein verbindendes Gespräch? Bischöfin Fehrs zeigte sich überzeugt, dass Menschen wie in Belarus, die zur Kraft des Widerstands fähig sind, gestärkt werden durch ihren Glauben an Gott.
Die vielen Fragen, die die Schülerinnen und Schüler vorbereitet hatten, konnten innerhalb der zur Verfügung stehenden Zeit gar nicht alle beantwortet werden. Und so wurde eine Fortsetzung des Gesprächs beschlossen. „Wie können wir als Kirche dafür sorgen, dass junge Menschen mitbestimmen?“, war eine der Überlegungen, die Kirsten Fehrs zu Beginn des Treffens teilte. Ins Gespräch kommen, sich austauschen, miteinander diskutieren! Und das war gelungen an diesem Vormittag.