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„Ihr seid die heißeste Ware auf dem Markt!“
Ehre, wem Ehre gebührt: Im prunkvollen Hamburger Rathaus wurden am 9. Mai 2023 die besten Pflegeazubis der Stadt ausgezeichnet. Sechs der insgesamt 46 Ausbildungsbesten stammen von unserer Pflegeschule. Wie haben sie das geschafft und wie sehen ihre weiteren Pläne aus? Wir wollten‘s wissen …
Zugegeben, das altehrwürdige Hamburger Rathaus ist schon respekteinflößend. Allein die breite Treppe mit rotem Teppich hochzugehen, wo der Bürgermeister sonst Staatsgäste empfängt, ist krass. Die 180 Stühle im Kaisersaal sind fast alle besetzt. Einigen Absolventinnen und Absolventen ist die Aufregung deutlich anzumerken. Schließlich erhält man eine Auszeichnung in so festlichem Rahmen nicht alle Tage.
Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer begrüßt die Anwesenden und erzählt zunächst etwas über die Geschichte des Prunksaals. Außerdem erfahren wir, dass der Senatsempfang zur Ehrung der Ausbildungsbesten in der Pflege nun zum elften Mal stattfindet und dass 38 Frauen und acht Männer ihre Ausbildung 2022 mit hervorragendem Abschluss absolviert haben. Das wird jetzt gewürdigt. Danach folgt ein Grußwort von Thomas Flotow, dem Sprecher der Gesellschaft Pflegen & Wohnen in Hamburg.
Eine humorvolle Rede zieht alle in ihren Bann
Als Nächste spricht Ricarda Möller aus Bremen von der DBfK Junge Pflege. Und während manche schon denken: „Puh, noch ‘ne Rede!“, wird es nun erfrischend locker und humorvoll. „Ich solle mir für meine Rede etwas Schlaues ausdenken, sagte man mir. Ausgerechnet für die schlauesten Pflegekräfte Hamburgs – das hat gar keinen Druck bei mir ausgelöst“, witzelt sie. Anschließend appelliert Ricarda Möller an die Absolventinnen und Absolventen: „Liebe Kollegen, ihr habt’s während der Pandemie allen gezeigt. Ihr seid zäh, belastbar, geduldig, tapfer und gut ausgebildet. Feiert euch und werdet euch eures Wertes bewusst: Ihr seid die heißeste Ware auf dem Markt! Denn nach eurer Fachkompetenz werden sich zukünftig alle die Finger lecken.“
Endlich – der langersehnte Moment der Urkundenverleihung
Zwischendurch gibt es musikalische Einlagen mit Gitarre und Saxophon. Und noch einmal wird die Geduld der Anwesenden auf die Probe gestellt: Der Slampoet Lars Ruppel trägt per Video ein Gedicht für die Ausbildungsbesten vor, bevor endlich der wichtigste Teil kommt – die Verleihung der Urkunden. Zum Abschluss bittet die Senatorin zum Empfang und damit zur Gelegenheit, ins Gespräch zu kommen und Erinnerungsfotos zu machen. Uns interessiert vor allem, wie’s für die drei Anwesenden von unserer Berufsschule weitergeht.
Milena Schacht hat eine Ausbildung zur GPA gemacht und sich dann berufsbegleitend zur Pflegefachkraft weitergebildet. „Anfangs fielen mir die Präsentationen in der Schule schwer“, erinnert sich die 38-Jährige. „Man muss ja häufig vor der Klasse sprechen, aber am Ende hat es mir sogar Spaß gemacht. Wir waren eine super Klasse. Ich habe einige neue Freunde gewonnen.“
Ganz nebenbei das Fachabitur machen
Milena ist alleinerziehende Mutter eines 13-jährigen Sohnes und hat an der Schule nebenbei ihr Fachabi mit sehr gutem Abschluss gemacht. „Das war eigentlich nicht geplant, es hat sich so ergeben“, sagt sie stolz. „Ich weiß noch nicht, was ich damit mache. Im Moment arbeite ich in einem Altenheim in Poppenbüttel und habe dort die Schichtleitung im Wohnbereich mit 70 Bewohnern. Das ist viel Verantwortung, macht aber auch viel Freunde.“
Felix Niesahr-Schulz ist studierter Biologe und hat früher am Wochenende als Helfer in der Behinderten- und Altenpflege gearbeitet. „Irgendwie kam ich damals mit meiner Doktorarbeit nicht weiter“, gesteht er, „und da rieten mir die Kollegen vom ambulanten Pflegedienst in Barmbek-Uhlenhorst, die Ausbildung zu machen, weil ich gut wäre.“ Seit einem halben Jahr ist der 40-jährige dort als Fachkraft angestellt, hat die Weiterbildung zur Palliativfachkraft absolviert und freut sich als Nächstes auf die Wundexpertenweiterbildung. Der Job ist sicher, auch das war ein wichtiger Aspekt für ihn.
Manche lassen ihr Studium sausen
Auch Jaqueline Ehlert hat ihr Studium der Geophysik an den Nagel gehängt und ist Altenpflegerin geworden. Eine drastische Kehrtwende. „Für mich war immer klar, dass ich nach dem Abi studiere, ich denke, das wird gesellschaftlich auch verlangt“, sagt die 25-Jährige. „Doch das Studium hat mich nicht glücklich gemacht. Als mein Bruder dann Krankenpfleger wurde und mir begeistert davon erzählte, war für mich klar: Das mache ich auch!“ Krankenpflege schien ihr dann aber doch ein bisschen zu dramatisch, daher wurde sie Altenpflegerin. „Ich wollte am Ende des Tages ein positives Feedback haben und mit einem guten Gefühl nach Hause gehen“, beschreibt sie ihre Beweggründe. Außerdem hasst sie langes Sitzen. Jaquelines Familie war von ihrem Sinneswandel zunächst total überrascht, unterstütze sie aber.
Auch im Ausland gibt es gute Berufschancen
„Das Lernen in der Pflegeschule fiel mir leicht“, berichtet Jaqueline. „Wir hatten eine gute Klassengemeinschaft mit vielen Nationalitäten. Auch die Lehrer waren immer ansprechbar und haben versucht zu helfen. Selbst bei privaten Problemen.“ Jaqueline hatte stets davon geträumt, nach Norwegen auszuwandern. Jetzt ist es Dänemark geworden. Ihr dänischer Freund begleitet sie auch zu dieser Veranstaltung. Seit einem Monat hat Jaqueline eine Festanstellung in der ambulanten Pflege in Dänemark. Und das Allerbeste: Ihr Bruder und ihre Eltern sind mit dorthin gezogen. Alle wohnen mittlerweile in einem kleinen Dorf bei Herning. Wenn das kein Familienzusammenhalt ist!
Wir gratulieren unseren Absolventinnen und Absolventen von 2022 herzlich zu ihren hervorragenden Leistungen und wünschen ihnen für die Zukunft alles Gute!